D’Kathrin Sprecher vo Arosa

von Claudia Orlando

Sie haben richtig gelesen: «D’Kathrin Sprecher vo Arosa». Gigi in Ehren, aber es gibt da noch einige andere Aroserinnen und Aroser, die Grosses geleistet und eindrückliche Geschichten geschrieben haben und die Sie unbedingt kennen sollten. Darum freut es uns, Ihnen hier diese waschechte Aroserin vorstellen zu dürfen.

Kathrin Sprecher hat sich 2011 schweizweit einen Namen gemacht als Gewinnerin der 5. Staffel «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche». Eine wahrhaftig glamouröse Zeit für sie, gewürzt mit viel hohem Puls. Dazu jede Menge Zutaten: Spannung, Spass, eine Prise Nik Hartmann und fast schon siedende Aufmerksamkeit durch all die Kameras. Sieben Wochen dauerten die Dreharbeiten an und zeichneten das Schnippeln, Flambieren, Rühren, Kochen, Servieren, Verköstigen und Jurieren auf. Dem nicht genug veröffentlichte sie 2014 aus der Reihe «Landfrauen kochen» ihr eigenes Kochbuch mit 54 Natura-Beef-Rezepten. 

Kathrin hat aber zu viel zu erzählen, als dass sich ihre Geschichte auf die Land­­frauenküche reduzieren liesse. Eigentlich wollte Kathrin gar nie im Rampenlicht stehen. Sie wurde ohne ihr Mitwissen von einer Freundin an­ge­meldet, hat sich aber drauf eingelassen. Auch andere lebensverändernde und bereichernde Momente hätte sie sich eigentlich anders vorgestellt. 

Aufgewachsen ist Kathrin auf einem Bauernhof in der Gemeinde Schiers im Prättigau. Nach ihrer Lehre zur Köchin in Chur verschlug es sie als 20-jährige Frau auf Jobsuche nach Davos. Eigentlich wollte sie nie so hoch hinaus. Für ihren Geschmack war es dort oben zu lange Winter. Dennoch nahm sie die ausgeschriebene Stelle an und zog nach Davos, wo es ihr den Peter ins Leben «schneite». Peter arbeitete damals als Saisonier an der Fleischtheke im Dorfladen. Als gelernter Metzger wollte Peter zusätzliche Erfahrungen sammeln im Verkauf. So kam es schon bald, dass sich Kathrin an der Fleisch­theke nicht nur Rippchen und Kalbs­filet von Peter einpacken liess, sondern mit einer prall gefüllten Einkaufstüte voller Zukunftsglück zur Ladentür  hinausspazierte. Was sie bei der ersten Begegnung aber noch nicht ahnte: Peter war ein waschechter Bauernjunge. «En so aina», einen Bauern, wollte sie eigentlich nicht. Denn selbst aufgewachsen auf einem Bauernhof wusste sie von Kindesbeinen an, was es bedeutet, tagtäglich für Tier, Hof, Kind und Kegel da zu sein. 

Zwei Jahre später heirateten die beiden. Es folgte der gemeinsame Ein­zug ins elterliche Bauernaus von Peter und die Übernahme des Hofs in Arosa-Langwies. Kathrin ist aber heute nicht die klassische Bäuerin, die man, kurz nachdem der Hahn kräht, im Stall an­trifft. Einzig wenn «Not an Frau» ist, dann packt sie gerne mit an. So sind auf dem Hofe Sprecher die Zuständigkeiten nicht nur nach Können, sondern auch nach der Freude am Machen und Herzblut aufgeteilt. Peter ist auf dem Hof der Chef, Kathrin im Haus. Die Metzgerei betreiben die beiden mit grosser Begeisterung gemeinsam. Da sich Büroarbeiten leider nicht von selbst erledigen, wird alles rundum Zahl und Wort naserümpfend und ganz nach dem Motto «geteiltes Leid ist halbes Leid» zusammen erledigt. Anpacken, wirken und erschaffen macht halt schon mehr Spass als «kompi­ü­terlen», finden sie beide.

Auf dem Sonnenrütihof dreht sich alles um das Wohlergehen der Tiere. Und vorbildlicher lässt sich ein Betrieb mit Nutztieren nicht führen. Jedes Muttertier, jedes Kalb im Stall, erlebt man gefühlt wie ein Haustier. Alle hören sie auf ihren Namen, haben ihren eigenen Charakter, ihre Vorlieben und auch Macken. Die Tiere geniessen viel Auslauf und auch Streicheleinheiten sind garantiert. Kathrin und Peter begleiten die Tiere von Geburt an, füttern sie, bringen sie auf die Alp, hegen und pflegen sie mit Ehrfurcht, Liebe und Respekt. 

Aus tiefster Überzeugung sorgen Kathrin und Peter für ihre Tiere und nehmen auch die Schlachtung und Veredelung selbst in die Hand. Wenn wir gutes Fleisch wollen, müssen wir lernen, damit umzugehen, sagten sich die beiden und erfüllten sich mit der hauseigenen Metzgerei einen Lebenstraum. Früher mussten die Tiere mit viel Aufwand in die Schlachterei gefahren werden, was unnötigen Stress und auch Leid bedeutete. Darüber hinaus kennt Kathrin jeden Abnehmer persönlich. Darunter auch verschiedene Gastronomen, die auf Regionalität wertlegen, ganze Tiere abnehmen und kreativ «from nose to tail» zu verwerten wissen. In Arosa servieren so manche Restaurants beste Natura-Beef-Qualität vom Sonnenrütihof. In diesem Sinne wünscht Kathrin «en guata mitenand» und gibt uns mit, be­sonders beim Fleisch darauf zu achten, woher es kommt, um es dann mit gutem Gewissen und bewusst geniessen zu können.

«Wenn wir gutes Fleisch wollen, müssen wir lernen, damit umzugehen.»

Kathrin Sprecher


Weil Kathrins grosse Veränderungen im Leben immer damit begonnen hatten, etwas zu tun, von dem sie glaubte, es eigentlich gar nicht zu wollen, konnte ich mir die Frage, was sie denn in Zu­kunft ganz bestimmt nicht will, nicht verkneifen. Ihre Antwort: «Ich werde nie in die Politik gehen», nahm ich schmunzelnd entgegen. Ich jedenfalls würde ihr zutrauen, dass sie in zehn Jahren die Schweiz regiert. Engagement, Energie und den nötigen Biss dazu bringt sie auf jeden Fall mit.

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